In 80.000 Schritten durch Rom

Wir, der Lateinkurs der EF, mussten uns schon ordentlich dafür einsetzen, dass endlich wieder nach der Coronapause eine Romfahrt stattfinden kann – die etlichen Jahre Lateinunterricht sollten sich schließlich auszahlen. Wir haben einfach nicht aufgegeben und so kam es, dass wir Ende November in erste Planungen einstiegen, auch wenn man sich zu der damaligen Zeit kaum vorstellen konnte, dass das wirklich was wird, selbst mit dem in den Mai verschobenen Reisedatum.
Doch mit der Zeit und der sinkenden Coronainzidenz wurden wir immer zuversichtlicher und bereiteten uns sowohl im als auch außerhalb des Unterrichts auf die anstehende Fahrt vor.
Und tatsächlich, am Morgen des neunten Maies war es soweit: Wir standen morgens um 5:45 Uhr mit 26 Schüler*innen, Herrn Zanders und Frau Immes, vertretend für Frau Hellmann, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mitkommen konnte, in der Eingangshalle des Düsseldorfer Flughafens. Nachdem alle pünklich, aber noch ziemlich müde eingetroffen waren, konnte allen eigentlich ein Stein vom Herzen fallen, aber falsch gedacht: Das Flughafenpersonal war derart überlastet, dass der Stress dort eigentlich erst anfing und ein Teil des Kurses wohl den Flieger verpasst hätte, hätte man das Boarding pünktlich geschlossen. Glücklicherweise ging dort aber auch nur alles mit Verzögerung, sodass es der gesamte Kurs ins Flugzeug geschafft hat und die Reise so richtig losgehen konnte.

Wie gemalt: Sonnenstrahlen, die durch die Kuppel des Petersdoms einfallen

Nach einem märchenhaften Flug über die Alpen landeten wir laut Plan und konnten unseren Flughafentransfer zur Unterkunft nehmen. Doch der Bezug der Häuschen für jeweils vier bis fünf Personen gestaltete sich schwieriger und zeitverzögerter als gedacht und anstatt sich noch länger auf dem so bezeichneten Campingplatz auszuhalten, beschlossen wir, dort unsere Koffer zu hinterlassen und uns auf den Weg zum Petersdom zu machen. Für die Kuppelbesteigung waren wir dort leider schon zu spät, deshalb konnten wir ihn nur von innen besichtigen, aber auch das war schon spektakulär genug. Nachdem das typische Gruppenfoto vorm Petersdom geknipst worden war, ging es mit der Metro und dem Bus, der schon am ersten Abend und auch in den folgenden Tagen stets lange auf sich warten ließ, zurück, um endlich die Appartements beziehen zu können. Leider hielt sich auch dort die Stimmung in Grenzen, da diese nicht ganz das waren, was wir uns vorgestellt hatten. Aber dennoch, wir haben uns arrangiert und einen schönen Abend mit gemeinsamen Kochen, da wir für den ersten Tag kein Abendessen gebucht hatten, und Beisammensein verbracht. Ebenfalls wurde der Kontakt zur Familie wurde übers Smartphone gepflegt, wobei Herr Zanders seinen Enkeln selbstgedrehte Dokumentarfilme von seinen Tageserlebnissen zukommen ließ.

Hier eine Demonstration vom Lehrernassmachen an den Wasserspendern!

Am Dienstag ging es gefühlt fast so früh los wie am Tag davor. Nach einem gemeinsamen Frühstück, das mitgebucht wurde, fuhren wir mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt. Der erste Blick, als wir aus der Metro kamen, war unbezahlbar: Wir standen vor dem weltberühmten Kolosseum, das real sogar noch größer als vorgestellt war. Von dort aus gingen wir weiter zum ebenso bekannten Forum Romanum und Circus Maximus, über die uns Herr Zanders und Frau Immes, aber auch einzelne Schüler*innen, die Referate zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten vorbereitet hatten, viel erzählen konnten. Schon dort machte das Wetter, das nur aus brennender Sonne bestand, vielen zu schaffen und so ruhten sich einige lieber im Schatten mit Frau Immes aus, während Herr Zanders eine zügige Führung entlang weiterer berühmter Bauwerke Roms machte. Ein echter Lebensretter auf diesen anstrengenden Fußmärschen waren die öffentlichen Wasserspender, die rund um das antike Rom aufgestellt und ebenfalls zum nassmachen von Schüler*innen und Lehrer*innen geeignet sind.

Das antike Forum Romanum

Anschließend gingen alle zurück zum Kolosseum, welches wir dann von innen besichtigten. Der Nachmittag stand allen frei und so erkundeten die einen die Stadt, während andere lieber zu den Chalets zurückfuhren und sich dort im Pool abkühlten, bevor es gemeinsam Abendessen gab. Aber danach sollte noch nicht Schluss sein mit Programm, den noch am selben Abend fuhren wir erneut in die Stadt und sahen uns zentral gelegene Sehenswürdigkeiten wie das Pantheon, den Trevibrunnen und die Spanische Treppe an, über die noch am selben Abend ein Maserati bretterte – das bekamen wir glücklicherweise aber erst später in den Nachrichten mit! An jenem Abend hatten wir das Gefühl, dem typischen Italien zum Greifen nah zu sein, während wir ausgelassen durch die schmalen Gassen mit abendlicher Beleuchtung, guter Pizza und Pasta und viel Musik schlenderten.

Die berühmte ,,Schule von Athen” von Michelangelo

Am Tag darauf ging es erneut in den Vatikan, jedoch zu den Vatikanischen Museen und der Sixtinischen Kapelle, durch die wir eine dreistündige Führung hatten. Und diese hat sich definitiv geloht, denn so hat man nicht ,,nur” die beeindruckenden Werke wie Michelangelos ,,Jüngstes Gericht” gesehen, sondern kannte auch die Hintergrundgeschichten dazu. Den Gebäudekomplex verließen wir über die Scala Regia, die eigentlich der Öffentlichkeit gar nicht zugänglich ist und nur vom Papst und anderen Staatsoberhäuptern genutzt werden darf – wie wir das geschafft haben, wissen wir selber nicht! Nach einer kurzen Mittagspause teilte sich die Gruppe erneut und man bestieg entweder die Kuppel des Petersdoms mit Frau Immes, besichtigte die Kirche San Clemente mit Herrn Zanders oder entdeckte Rom auf eigene Faust. Und egal, wofür man sich entschieden hatte, jede*r konnte beim Abendessen von den vielen neuen Eindrücken und Erlebnissen berichten.

Donnerstag ging es in die Unterwelt Roms: Die Katakomben außerhalb der ehemaligen Stadtgrenzen, wo Römer, hauptsächlich Christen, begraben wurden. Um genau zu sein, waren es die Sebastianuskatakomben, durch die wir eine Führung hatten, auf der wir alles Wichtige erfuhren. Anschließend teilte sich die Gruppe erneut und wer sich entschied, mit Frau Immes und Herrn Zanders zu kommen, konnte die Lateranbasilika mit deren Baptisterium und anschließend das Pantheon von innen sehen. Und auch wenn ausnahmslos jede*r ziemlich kaputt war durch das Wetter und die häufig langen Strecken zu Fuß und in der randvollen Metro, die echt nichts für Menschen mit Platzangst war, fanden es alle ebenso schade, dass dies schon der letzte gemeinsame Abend in der Hauptstadt Italiens war.

Fast wie die Römer:
Verhandlungsgespräche in der Taverne

Der Ausflug am letzten Tag hielt jedoch eine Strecke bereit, die noch viel anstrengender sein würde, als alle der vorigen Tage: Mit Bus, zwei verschiedenen Metros und Zug fuhren wir gut zwei Stunden zur Ostia Antica, der alten Hafenstadt Roms, von der große Teile ausgegraben wurden. Wir sahen alle möglichen Bestandteile der damaligen Siedlung: Wohnhäuser, ein Theater, einen Tempel, ein Waschhaus, eine Taverne und mehr. So konnten wir uns einmal wie echte Römer fühlen…naja, fast! Als wir von dort aus wieder Richtung Metro aufbrachen, kündigte Herr Zanders bereits an, dass alles, was in den nächsten Stunden passiert schon zur Rückreise zurück nach Deutschland gehört. Zurück an der Unterkunft deckten wir uns im Supermarkt mit Snacks und Getränken für den restlichen Tag ein, erhielten um vier unsere Koffer und nahmen um halb fünf unseren Bustransfer Richtung Flughafen. Zum Glück lief dort alles um Längen geregelter ab als in Deutschland und wir haben innerhalb kürzester Zeit das Check-In und die Sicherheitskontrollen durchlaufen. Dann hatten wir noch eine gute Stunde Aufenthalt, bis das Boarding begann und unser Flug wie geplant abflog. Mit spektakulärem Sonnenuntergang landeten wir laut Plan am Düsseldorfer Flughafen, wo bereits unsere Eltern warteten, die uns glücklich in Empfang nahmen.

Für die meisten von uns ging die Zeit viel zu schnell vorbei und viele wären gerne noch eine weitere Woche in der wunderschönen Hauptstadt Italiens geblieben, um wirklich alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern, die die Stadt zu bieten hat. Ob man das physisch jedoch geschafft hätte, ist jedoch auch fraglich, da wir in den fünf Tagen gut 80.000 Schritte gelaufen sind. Und trotzdem, allein in dieser kurzen Zeit haben wir so viel gesehen und erlebt, woran wir uns noch lange erinnern werden.

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