Die bunte Hauswand in der Thomasstraße

Ich kann mich nicht erinnern, wann ich diese Hauswand zum ersten Mal gesehen habe. Aber als wir im Kunstunterricht die Aufgabe bekamen, die Kunstszene in Kempen genauer unter die Lupe zu nehmen, musste ich sofort an sie denken.

Die Malerei wird durch verschiedene Aspekte interessant. Als erstes fallen womöglich die Farben auf. Durch die verschiedenen Pastelltöne wirkt das „Haus“ ästhetisch und sticht aus der Umgebung raus, denn die Farben unterscheiden sich deutlich von dem Grau der Straße und den anderen Häusern.

Auch die detailreiche Abbildung des Hauses ist interessant. Am meisten ähnelt das gemalte Haus im „Baustil“ dem Historismus. Dieser war von 1850 bis etwa 1895 weit verbreitet in Europa. Eigentlich handelt es sich dabei aber gar nicht wirklich um einen eigenen Baustil: Der Historismus ist eher davon gekennzeichnet, dass ältere Baustile, wie zum Beispiel die Gotik oder das Rokoko, wieder aufgegriffen werden. Somit ist der Stil des Historismus weit verbreitet und auch in Kempen an einigen Ecken zusehen. Oft sind die Häuser allerdings nicht traditionell, sondern auffällig mit modernen Farben gestrichen.

Das Faszinierende an der Hauswand liegt aber nicht in den Farben oder den Details. Was sie besonders ansprechend macht, ist die Raumillusion. An manchen Stellen muss man als Betrachter erst einmal überlegen: Gehört diese Linie jetzt zum echten Haus oder zum Gemalten? Wie gut diese Illusion funktioniert, hängt aber auch stark von der Betrachterperspektive ab. Dadurch dass die echte Hauswand nicht nur eine glatte Fläche ist, kann die Illusion verstärkt oder geschwächt werden. Wenn man in den mittleren Bereich der Malerei blickt, sieht das gemalte Haus realistischer aus als an den Rändern.

Das Bild könnte noch viel realistischer erscheinen, wenn der/die Künstler:in es gewollt hätte. Man hätte zum Beispiel die Größe und Form der gemalten Hauswand an die echte Hauswand anpassen können oder für Häuser typische Farben wählen können, anstatt verschiedene Farben ineinander übergehen zu lassen. Bestimmt gibt es noch mehr Wege, die Illusion zu stärken. (Ein gutes Beispiel für eine sehr gelungene Illusion ist übrigens „Das letzte Abendmahl“ von Da Vinci. Dieses wirkt tatsächlich wie eine Verlängerung des Raumes, an dessen Wand es gemalt ist. Schaut euch bei Interesse davon mal Bilder an!). Ich finde allerdings, dass die Malerei es nicht nötig hat, noch realistischer zu sein. Die Farben geben dem Bild Charakter, indem sie eben nicht typisch sind, und dadurch, dass die Hausecke und ein Stück der seitlichen Wand gezeigt sind, kann man sich den ganzen Rest des Hauses vorstellen. Dazu kommt, dass die echte Hausform einfach nicht zum gemalten Haus passt. Die Verzierungen und die besondere Form des Daches zum Beispiel gingen verloren, wäre die Form des Gemalten Hauses dieselbe wie die des echten Hauses.

Insgesamt finde ich die Hauswand eine super Idee und sehr schön und ästhetisch ausgeführt. Es ist einer meiner lieblings Kunstpunkte in Kempen, weil ich finde, dass er gute Laune ausstrahlt.

Kezia Körner, Q1

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