Willkommen am Thomaeum – unsere ukrainischen Schüler*innen

Nach der Invasion der Ukraine durch Russland im Februar diesen Jahres hat sich das Leben von Millionen dort lebenden Menschen schlagartig verändert – und so auch die der gut 20 Schüler*innen, die nicht lange nach Kriegsbeginn aus ihrer Heimat nach Deutschland flohen und nun das Thomaeum besuchen. Damit wir uns alle ein bisschen näher kennenlernen, haben wir, die die ThomsLine, sie interviewt und im Folgenden stellen sie sich euch vor.

Wir sind Veronika, Alina, Dascha und Arseni und sind 13 und 15 Jahre alt. Seit vier bis sechs Monaten sind wir nun Schüler*innen am Thomaeum, nachdem wir aus der Ukraine aus verschiedenen Städten geflüchtet sind, unter anderem Kyjiv (Kiew) und Kharkiv. Daher kennen wir uns alle auch erst, seitdem wir hier sind. Wir sind alle nur mit unseren Müttern gekommen, da unsere Väter und auch ältere Brüder für das Militär dortbleiben mussten. Wir vermissen sie sehr und telefonieren so oft es geht. Trotz der schwierigen Situation beginnen wir aber auch, uns so langsam einzuleben. Wir fühlen uns wohl und willkommen und das Deutsch lernen klappt auch, auch wenn es sich von der ukrainischen Sprache doch sehr unterscheidet. Aber auch die Kultur und alle anderen Lebensumstände sind hier natürlich anders. Uns ist zum Beispiel aufgefallen, wie viel Post man doch in Deutschland bekommt. Und die Geschäfte haben hier ja nur montags bis samstags auf, während sie in der Ukraine die ganze Woche geöffnet haben, oft auch 24 Stunden. 

Die Schule hier finden wir gut und die Lehrer*innen und Schüler*innen oft netter als die in der Ukraine. Hier ist der Unterricht auch viel kürzer als dort, denn der ging immer bis vier Uhr nachmittags. Da man in der Ukraine auch nur elf Jahre zur Schule geht, aber um die 18 Fächer hat, war das auch viel anstrengender. Den Deutschunterricht bei Frau Ivanova und Frau Tarasov besuchen wir zweimal in der Woche und den Rest verbringen wir mit unseren normalen Klassen. Befreundet sind wir aber eher nur unter uns Ukrainer*innen, weil die Kommunikation da nicht so schwerfällt.  

Die meisten von uns schauen in ihrer Freizeit gerne ukrainisches Fernsehen und Netflix, malen oder gehen spazieren. 

Wir alle sind in eigenen Wohnungen mit unseren Müttern untergebracht. Einige haben erst mit deutschen Familien oder fremden ukrainischen Menschen gewohnt, aber mittlerweile nicht mehr. Unsere Mütter besuchen größtenteils Integrationskurse, damit sie anschließend arbeiten gehen können. Andere haben schon diese Kurse fertig, wie zum Beispiel Daschas Mutter, die in einer Bäckerei arbeitet – obwohl sie vorher eigentlich in einem Biologielabor gearbeitet hat. 

Natürlich bleiben wir alle vorerst in Deutschland. Viele wollen jedoch auch wieder zurück in die Ukraine, weil dort eben ihr richtiges zu Hause und ihre Familie ist.  

все буде добре – Alles wird gut 

дякую за все – Danke für alles 

Mein Name ist Inna Ivanova und ukrainisch ist meine Muttersprache. Seit Mai gebe ich am Thomaeum ungefähr 22 Schüler*innen zwischen 11 und 16 Jahren Deutschunterricht. Auch Frau Tarasov unterrichtet hier Deutsch. Sie hat hier schon studiert, Deutsch und Englisch.  

Ich mag meine Arbeit sehr gerne. Ich finde es toll, mit den Schüler*innen zu sprechen und ihnen angefangen bei den Grundkenntnissen Schritt für Schritt immer mehr beizubringen. Ich würde schon sagen, dass auch alle Lust haben, ihr Deutsch zu verbessern. Nur faul sind manche!  

Am Anfang waren natürlich viele der Kinder traurig und auch traumatisiert. Wir haben immer viel erzählt im Unterricht, was ihnen geholfen hat und mittlerweile würde ich sagen, dass alle gut angekommen sind. Trotzdem wollen viele von ihnen wieder zurück in die Ukraine. 

Ich wünsche meinen Schüler*innen für ihre Zukunft, dass sie alle sehr gut Deutsch können und unterstützt werden. 

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