Ihr kennt es alle: Man chattet mit einem Kumpel, um sich zu verabreden und prompt hat man hier ein Komma und da zwei Buchstaben vergessen. Aber natürlich darf der Lach-Emoji am Ende nicht fehlen. Genau mit diesem Thema, genauer gesagt ,,Digitale Medien und ihr Einfluss auf Kommunikation“, beschäftigen wir uns in der EF momentan im Deutschunterricht. Bei dieser Unterrichtsreihe kam es zu großen Diskussionen, denn die Lehrkraft war des häufigeren der Meinung, es sei die Schuld von WhatsApp und Co., dass unsere Deutschklausuren so viele Rechtschreibfehler hätten. Aufgrund dessen habe ich mich schlau gemacht und werde in diesem Artikel zunächst die typischen Sprachmuster in sozialen Medien anhand von Beispielen erläutern, dann verschiedene Positionen zum Einfluss der Kommunikation in den sozialen Medien auf die deutsche Sprache zusammenfassen und anschließend eine begründete Empfehlung zur Kommunikation in verschiedenen sozialen Netzwerken formulieren.
Zunächst einmal ist wichtig zu verstehen, dass die digitale Kommunikation oder die Chatsprache einen ,,eigenen Bereich darstellt“, so Dr. Henning Lobin, Direktor des Instituts für deutsche Sprache. Bei der Chatsprache wird oft multimodal kommuniziert, das heißt, dass die Textsprache oft noch mit Bildern, Emoticons und so weiter versehen wird. Auch Smileys zählen dazu. Diese können zum Beispiel auch Emotionen und Gesichtsausdrücke, kurz die paraverbale Sprache ersetzen. Gerne werden auch Sätze abgekürzt oder Umgangssprache verwendet. So kommt es nicht selten vor, dass man statt ,,Ich könnte Baguette mitbringen.“ nur ,,könnte Baguette mitbringen“ geschrieben wird. Auch Anglizismen werden euch nicht fremd sein. Worte wie ,,fresh“, ,, nice“ oder ,,cool“ zeichnen die Chatsprache aus. Auch Lautsprache wie zum Beispiel *lach* sind verbreitet. Besonders häufig passiert es auch, dass Sender und Empfänger kaum auf Rechtschreibung und Zeichensetzung achten. Genau dies wird von vielen besonders kritisch betrachtet.
Gerade wenn ihr euren Eltern oder Großeltern schreibt, sollte es euch aufgefallen sein, dass diese sich an alle Rechtschreibregeln sowie die korrekte Zeichensetzung halten. Vielleicht wurdet ihr auch schon einmal von ihnen im Chat korrigiert. Genau diese Generationen machen sich deswegen Sorgen um uns. Aber das war auch der Punkt, an dem bei uns im Unterricht die Diskussionen losgingen. Verschlechtert die Chatsprache die deutsche Sprache der jüngeren Generationen? Darüber streiten sich selbst Experten. Lobin behauptet, dass ,,keine Rede davon sein könnte, dass die Sprache dadurch verlottert oder immer schlechter wird“. Im Gegenteil meinte er, dass die Digitalität die Sprache sogar noch vielfältiger mache. Besonders der Aspekt der Bildsprache würde heutzutage vergleichbar mit der mittelalterlichen Buchmalerei sein. Auch das Machen von Rechtschreibfehlern hält Lobin nicht immer für schlimm, da es auch kreativ eingesetzt werden könne. ,, Arno Schmidt hat es Kunst der Verschreibung genannt.“, so Lobin. Auch die Jugend selbst sieht kaum Probleme in der digitalen Kommunikation. Denn in einer Umfrage am Albert-Einstein-Gymnasium in St. Augustin hat die große Mehrheit von 63% angegeben, dass sie keinen negativen Einfluss auf ihre Rechtschreibung sehen. Zusätzlich soll die Symbolsprache oder Wortkreation, wie zum Beispiel ,,liken“, ,,tindern“ und so weiter, zur Kreativität anregen.
Ganz anders sieht das der Chef des deutschen Rechtschreibrats Hans Zehetmair. ,,Die deutsche Sprache wird immer weniger gepflegt“, sie wird zu einer ,,Recycling-Sprache“, so Zehetmair. Durch die Verkürzungen und vereinfachten Ausdrücke im Chat wird der deutschen Sprache aus seiner Sicht die Kreativität genommen. Auch die Rechtschreibung, welche digital teils fehlerhaft ist, hat in Zehetmairs Augen einen negativen Einfluss auf die Rechtschreibung der Jugend im schulischen bzw. formalen Texten. Er fordert, dass Jugendliche unter 14 Jahren keine digitale Kommunikation nutzen dürfen. Er möchte, dass sie erst gefestigte Deutschkenntnisse besitzen müssen, bevor sie diese einsetzen dürfen. Auch eine Umfrage aus dem Jahr 2008 zeigt, dass viele Deutsche der Meinung sind, dass digitale Medien der Grund dafür sein könnten, dass die deutsche Sprache verkommt. So befanden 48% SMS und E-Mails als ausschlaggebenden Grund und 44% der Befragten den TV-Konsum. Generelle Medien gaben ganze 33% aller Befragten als den Grund an. Dass das fehlende Lesen den größten Anteil am Verfall der deutschen Sprache ausmacht, bestätigten 53% der befragten Personen. So pflichtet dem ganzen auch ein Ehepartner einer Deutschlehrerin in einem Online-Forum bei: ,,Bei einigen Schüler*innen kann man nach dem Durchlesen der Arbeiten mit 100%iger Sicherheit sagen, dass sie [die Schüler*innen] noch nie ein Buch gelesen haben.“
Ihr seht also, dass in Bezug auf die Chatsprache und das Nutzen dieser in allen Bevölkerungsschichten sehr umstritten ist. Aber wie sollte man denn jetzt am besten mit der Kommunikation in sozialen Netzwerken umgehen?
Dafür ist erst einmal wichtig zu erkennen, dass verschiedene soziale Netzwerke für verschiedene Zwecke genutzt werden. So wird die Plattform Teams, die uns allen ja auch bekannte seien sollte, zum Großenteil nur für schulische Angelegenheiten genutzt und Kurznachrichtendienste, wie zum Beispiel WhatsApp, eher für private Chats. Zwischen diesen verschiedenen Medien der Kommunikation sollte dementsprechend auch die Art der Kommunikation geändert werden. Also solltet ihr auf jeden Fall euren Lehrer*innen über Teams besser wenige oder gar keine Emojis, Anglizismen oder Abkürzungen über Teams schicken. Haltet euch auf solchen Plattformen neutral und sachlich und wendet die korrekte Rechtschreib-, Grammatik-, und Zeichensetzungsregeln an. Dann steht ihr mit euren Deutschlehrer*innen schon nicht mehr auf dem Kriegsfuß. Wenn ihr mit euren Freund*innen im Privaten schreibt, dann wird euch niemand den Kopf abreißen, wenn ihr nicht jede Regel einhaltet. Außerdem sind Emojis natürlich erlaubt 😉
Zusammenfassend ist also zu sagen, dass besonders charakteristisch für die digitale Kommunikation Kurzschreibungen und Bildsprache sind, aber besonders die fehlerhafte Rechtschreibung und Zeichensetzung sowie das Auslassen von Wörtern. Dies stößt unter der gesamten Bevölkerung oft auf Meinungsverschiedenheiten. So sehen die einen es als kreative Neuerung und die anderen als Verfall der Sprache. Um also vernünftig in sozialen und digitalen Medien agieren zu können, sollten wir alle darauf achten, wem wir gerade schreiben wollen. Also schickt euren Lehrer*innen grammatikalisch korrekte Nachrichten über Messanger wie Teams und seid mit euren Freunden im Chat kreativ und denkt Sprache und Kommunikation neu, da es ohne digitale Kommunikation und Chatsprache einige Wörter im deutschen Wortschatz nicht geben würde.
Ein Kommentar zur Sprache in digitalen Medien aus dem Deutschunterricht, geschrieben von Tarja Scholz, EF.