,,Da hab ich jetzt keine Lust zu, das mach ich lieber morgen!“ Das hat sich jeder bestimmt schon mal zu irgendeinem Zeitpunkt gedacht, geht es um die Mathehausaufgaben, einen langen Aufsatz oder ums Zimmer aufräumen. Doch wenn man das ständig macht und dabei mögliche negative Konsequenzen in Kauf nimmt, kann es zu einem krankhaften Verhalten namens Prokrastination, umgangssprachlich auch ,,Aufschieberitis“ genannt, kommen, das zu psychischen, aber auch körperlichen Beschwerden führt.
Zuallererst: Wodurch entsteht dieses Verhaltensmuster? Da gibt es verschiedene Gründe. In vielen Fällen ist es der Druck, den man sich macht, die Aufgabe beispielsweise möglichst perfekt zu erledigen und man verliert sich in unwichtigen Details, geleitet von der Angst vor scharfer Kritik oder dem eigenen Versagen. Das will man dann verhindern und meidet es einfach, den Aufsatz zu schreiben, bevor man eine schlechte Note für das Endergebnis bekommt oder selbst mit dem Geschriebenen nicht zufrieden ist. Andere Gründe können sein, dass die bevorstehende Aufgabe einfach total langweilig ist und keinen Spaß macht oder man ja noch so viel Zeit hat, sie zu erledigen, sodass man sie lieber aufschiebt.
An dieser Stelle ist es aber auch wichtig festzuhalten, dass Prokrastinieren nicht faul sein bedeutet. Psychologin Andrea Kramer erklärt den großen Unterschied dazwischen so: „Jemand, der einfach faul ist, hat keine Ansprüche an sich selbst. Er spürt diesen Druck nicht. Demjenigen ist es schlichtweg egal, auch wenn er die Prüfung nicht besteht. Jemand, der prokrastiniert, hat Leistungsansprüche. Er will etwas erreichen, kann es aber nicht.“
Und auch nicht jeder, der hin und wieder mal etwas aufschiebt, ist von Prokrastination betroffen, denn das ist noch eine Nummer heftiger. Ob du betroffen bist, erkennst du, wenn du Folgendes häufig bis immer bei zu erledigenden Sachen machst:
Du verschiebst dringend nötige Aufgaben, obwohl das Nachteile für dich mitträgt, die dir aber in dem Moment egal sind.
Du schiebst das Anfangen einer Aufgabe auf den allerletzten Termin oder einfach auf irgendwann.
Du entscheidest dich bewusst für eine leichtere Aufgabe, die dir schneller ein Erfolgserlebnis bringt.
Du nimmst dir ständig vor, nächstes Mal früher anzufangen, aber schaffst es nie.
Kommen dir diese Verhaltensmuster bekannt vor, auch wenn nicht so regelmäßig? Das kannst du dagegen tun: Als erstes musst du überlegen, weshalb du prokrastinierst oder aufschiebst. Ist es, weil du dir Druck machst, etwas möglichst perfekt zu machen, aber das Gefühl hast, diesen Ansprüchen nicht gerecht werden zu können? Oder denkst du dir häufiger, dass du ja noch so viel Zeit hast, sodass du es nach hinten verschiebst, es letzten Endes aber immer knapp wird? Reflektiere dein Verhalten und nimm deine Arbeitsstruktur unter die Lupe. Überarbeite dich nicht und setz dir realistische und konkrete Ziele, wann du Aufgaben erledigen möchtest, ohne dass es kurz vor knapp ist. So kommst du schrittweise aus dem alten Verhalten raus und in neue gesunde Routinen.
Wenn das Ganze bei dir aber schon so weit fortgeschritten ist, dass du es selbst nicht mehr schaffst, mit dem Prokrastinieren aufzuhören und eventuell schon schwerere Folgen wie Depressionen einsetzen, rede mit deiner Familie oder Freund*innen darüber oder lass dich beraten.
Und niemals vergessen: Du bist nicht allein. Auch wenn zurzeit vieles zu viel wird und du kein Ende siehst: Es gibt eins, auch wenn du gerade noch nicht da bist.